Interview mit Wolfgang Wiedlich, Präsident der Telekom Baskets Bonn e.V. und Geschäftsführer der BonBas GmbH
„Ohne sportlichen Ehrgeiz geht gar nichts.“
Herr Wiedlich, Sie sind Mitgründer des Telekom Baskets Bonn e.V. und Initiator und Erbauer des Telekom Dome, der in Clubhand befindlichen Heimspielstätte der Telekom Baskets. Zudem sprechen über 40 Jahre Engagement für den Bonner Basketball und das hierfür Ihnen verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande für sich. Was treibt Sie nach wie vor an und was macht für Sie die Faszination dieses Sports – speziell in Bonn – aus?
Wolfgang Wiedlich: Erbauer des Telekom Dome bin ich freilich nicht, das war ein Team baukompetenter Basketballverrückter, dazu Privatpersonen, die bis heute teilweise das wirtschaftliche Risiko schultern. Das waren/sind alles keine Millionäre, aber wir hatten uns bei dem 17-Millionen-Projekt geschworen, nicht mehr auszugeben als zur Verfügung stand. Inzwischen treibt mich die soziale und wirtschaftliche Verantwortung an, das Projekt von der Rasierklinge eines hohen Kapitaldienstes wegzuführen. Inklusive Profisportler und hauptamtliche Trainer haben wir inzwischen 40 Angestellte. Nach 12 Jahren im Dome sind wir inzwischen in halbwegs sicheren Gewässern. Basketball ist eine Weltsportart, in Deutschland eine Randsportart, aber in Bonn die seit den 1970-er Jahren gewachsene Publikumssportart Nummer eins und das mit weitem Abstand. Das Spiel ist schnell, unberechenbar in seinem Verlauf, ständig passiert etwas, und der Unterhaltungsfaktor ist umso höher, desto tiefer die auf den Tribünen versammelte Regelkunde ist. Natürlich haben wir auch viele Besucher, die reine Eventzuschauer sind.
„Auf unserer Geschäftsstelle, wozu auch der Bereich Hallentechnik gehört, ist zum Beispiel Inklusion am Arbeitsplatz gelebter Alltag.“
Die Telekom Baskets Bonn treten künftig weiter in der von der FIBA-Europe initiierten `Basketball Champions League` (BCL) an. Welche Kriterien sprachen am Ende bei Ihnen für diesen hochkarätig besetzten Wettbewerb und was versprechen Sie sich von der Teilnahme?
Wolfgang Wiedlich: Sich international zu messen, gehört zu unserer DNA, und viele Zuschauer in Bonn schätzen BCL-Heimspiele als Basketball-Feinkost. Außerdem rechnet sich der Wettbewerb für uns, zudem ist er gut organisiert. Mit mehr als 20 Playoff-Teilnahmen in 24 Erstliga-Jahren sind wir national einer der erfolgreichsten deutschen Clubs, irgendwann werden wir auch international mal ein Ausrufezeichen setzen.
Sport als Wirtschaftsfaktor ist unverkennbar und zunehmend präsenter. Der Basketball bietet der Wirtschaft mittlerweile eine hochwertige Plattform, um die jeweilige Philosophie, die Portfolios und Produkte unterschiedlichster Unternehmen im Rahmen des Basketballs werbewirksam zu platzieren – und im Gegenzug den Basketballsport in der jeweiligen Region zu unterstützen. Welche Rolle spielen solche hochwertigen Kooperationen für die Telekom Baskets und welche Chancen und Mehrwerte bietet aus Ihrer Sicht der Basketball in Bonn bestehenden und zukünftigen Partnerunternehmen, um sich im Rahmen dieses begeisternden Sports zu präsentieren?
Wolfgang Wiedlich: Solche Kooperationen bestehen bei uns teilweise seit mehr als 20 Jahren. Im Fokus hierbei stehen in erster Linie unsere Fans, die auch für unsere Kooperationspartner entscheidende Zielgruppe darstellen. In der derzeitigen, schwierigen Pandemie-Zeit ist eine Zuschauerbeteiligung ja leider nicht umsetzbar, jedoch die mediale Präsenz über das TV oder die Streaming-Dienste nach-wie-vor präsent.
Unter `normalen Bedingungen` bieten wir jedoch ein klassisches Familienevent in aufregender Atmosphäre auf hohem sportlichem Level in einer tollen und mit 6000 Plätzen richtig dimensionierten Arena. Eine Studie der Düsseldorfer Otto Beisheim School of Management hat ergeben, dass Kaufkraft und Bildungsgrad unserer Zuschauer sowie unser CSR-Faktor überdurchschnittlich sind, was auch den Unternehmen in der Region nicht verborgen geblieben ist. Diese Corporate-Social-Responsibility (CSR) erstreckt sich etwa über Schulen, Vereine und Behinderten-Organisationen. Auf unserer Geschäftsstelle, wozu auch der Bereich Hallentechnik gehört, ist zum Beispiel Inklusion am Arbeitsplatz gelebter Alltag.
„Ohne sportlichen Ehrgeiz geht gar nichts.“
Sie haben mit der Deutschen Telekom AG einen kompetenten Hauptsponsor an Ihrer Seite, der unter anderem auch durch seinen HD-Online-Streamingdienst nicht nur die Spiele der Telekom Baskets Bonn, sondern auch den deutschen und europäischen Basketball im Besonderen präsent in Szene setzt. Welche Rolle spielt die nunmehr über 20-jährige enge Zusammenarbeit für ein erfolgreiches Standort-Marketing des Basketballs in der Region?
Wolfgang Wiedlich: Das ist das Fundament überhaupt. Die Telekom hat sich bei uns bereits zu Zweitliga-Zeiten Anfang der 1990er Jahre engagiert. Ohne einen starken und verlässlichen Partner an unserer Seite hätten wir uns an das Hallenabenteuer vermutlich gar nicht erst gewagt. Die Telekom war gerade zu Anfang ihres Engagements in Sachen Sport-Präsentation auch ein strenger Zuchtmeister, was uns weitergebracht hat. Dieses Engagement ist kein Selbstläufer, sondern auch ein Vertrauensvorschuss, den man von Clubseite rechtfertigen muss. Gleichzeitig ist die BonBas GmbH, der wirtschaftliche Träger des Bundesliga-Teams und der Halle samt Ausbildungszentrum, weitgehend autonom geblieben und trägt alle Risiken.
Wie schätzen Sie die Zukunft des Bonner Basketballs ein? Was kann die Mannschaft aus Ihrer Sicht zukünftig erreichen?
Wolfgang Wiedlich: Ohne sportlichen Ehrgeiz geht gar nichts. Seit dem „Marktzutritt“ der Wirtschaftsmacht Bayern München 2013 und der Integration des Bamberger Basketballs in einen Automobilzulieferer-Konzern ist es natürlich sportlich schwieriger geworden, eine Playoff-Finalserie zu erreichen, was wir zuvor fünf Mal geschafft hatten. Aber vor diesem Problem stehen natürlich auch viele Mit-Konkurrenten in der Liga. Bisher haben die meisten Bonner Fans die neue Situation seit 2013 realistisch begleitet, und das Event in der Halle hat sich dadurch auch nicht verschlechtert. Leider sind wir inzwischen im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW der einzige Basketball-Bundesligist: Düsseldorf, Köln, Leverkusen, Hagen – alle weg. Das spiegelt einmal eine gewisse Zähig- und Beständigkeit des Standorts Bonn, zum anderen sehnen wir uns natürlich nach einem NRW-Derby. Mit der eigenen Halle sind die Weichen für den Weiterbestand von Spitzenbasketball in Bonn jedenfalls gestellt.
Interview: Andreas Detert / Foto: Telekom Baskets Bonn, Wolfgang Wiedlich