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Interview mit Wolfgang Hohlbein – Teil 3

Wolfgang Hohlbein

Interview mit Wolfgang Hohlbein – Teil 3

„Früher hatte ich es immer für dummes Gerede gehalten, wenn Autoren erzählt haben; `meine Roman-Figuren machen nicht, was ich will´. Heute weiß ich, dies passiert tatsächlich.“

Ihre zweite Leidenschaft neben dem Geschichtenerzählen ist das Motorradfahren. Ist hierbei auch die Idee für Ihrer spannende Buch-Reihe `Intruder´ entstanden?

Wolfgang Hohlbein: Ich fahre Motorrad, wenn es die Zeit zulässt. Das Motorradfahren ist ein Hobby und das soll es auch bleiben. Man wird im Alter ruhiger. Und aus dem Alter, dass ich ein 300 PS-Motorrad fahren muss, bin ich zum Glück heraus. In der Vergangenheit habe ich mir jedoch einen kleinen Traum erfüllt, indem ich mit Freunden sechs Wochen durch Amerika die „klassische“ Motorrad-Routen mit einer Harley Davidson gefahren bin.

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Bei der Intruder-Reihe sind daher die meisten Inhalte, die kleinen und zum Teil lustigen oder auch unangenehmen Episoden, wahre Erlebnisse von dieser Motorradtour. Bis auf die `Mordliste´ und den `Indianer´, diese Inhalte habe hinzugefügt. Aber im Grunde ist die Buchreihe ein Reisebericht. Auch die Situation im Buch, in der die alte Indianerin einen Fluch ausgestoßen hat und die Motorräder im Anschluss nicht angesprungen sind, sind wahre Erlebnisse von unserer Tour. Ich bin mir bewusst, dass mit dies wahrscheinlich kein Mensch glaubt, aber es war wirklich so passiert. Sicher gibt es für das Nicht-Anspringen der Motorräder eine ganz logische Erklärung, aber in dem Moment lief es meinen Freunden und mir schon `kalt über den Rücken´.
Ich habe nicht erst nach unserem Motorradurlaub mit dem Schreiben des Buches begonnen, sondern habe mir schon während der Amerika-Motorradtour immer wieder Notizen gemacht, Erlebnisse aufs Band gesprochen und Fotos gemacht. Denn das ist so eine Berufskrankheit, man sieht alles um sich herum mit einem sogenannten `Autorenauge´.

Manchmal erwische ich mich auch dabei, mir selbst den Spaß am Lesen anderer Bücher zu verderben, weil ich denke; „das hätte ich jetzt anders formuliert oder die Wendung gefällt mir jetzt gar nicht“. Das ist dann sicherlich schade. Aber wie schon gesagt, dass ist dann durch die `Autoren-Berufskrankheit´ bedingt. (lacht)

Was ist aus Ihrer Sicht an Ihren Geschichten das Außergewöhnliche?

Wolfgang Hohlbein:
Wenn ich das wüsste, würde ich das Geheimnis für viel Geld verkaufen und mich endgültig zur Ruhe setzen. (lacht) – Spaß bei Seite: Ich weiß es nicht. Ich hatte wahrscheinlich das Glück, im richtigen Moment den Geschmack der Leser getroffen zu haben. Ich schreibe oder rede eigentlich so, wie `mir der Schnabel gewachsen ist´. Vielleicht habe ich das Glück, dass meine Sprache trivial genug ist, um vielen anderen zu gefallen.

Gibt es bereits weitere Buchprojekte, die Sie gerne zukünftig umsetzen würden?

Wolfgang Hohlbein: Ja, Sie haben es ja gemerkt, ich habe es in den letzten Jahren ruhiger angehen lassen. Aber ich habe mir fest vorgenommen, jetzt wieder ein bisschen mehr Gas zu geben mit dem Schreiben, weil ich immer wieder feststelle, dass es eben nicht nur mein Beruf ist. Das Schreiben ist mein Hobby geblieben. Ich erzähle einfach gerne Geschichten.  Aber ich bin auch meinen Lesern sehr dankbar, denn ohne sie wäre ich auch nichts.

Zu Ihrer Frage der neuen Buchprojekte kann ich bereits verraten, dass ich gerade an einem neuen Thriller schreibe und hierbei so gut wie fertig bin. Ich weiß nicht, ob der neue Roman in diesem Jahr noch erscheint, aber es ist geplant. Danach schaue ich mal, was kommt. Ich plane wirklich nie groß im Voraus. Ich finde es einfach schön, mich von Ideen auch einmal packen zu lassen. Es gab mal Zeiten, da habe ich ein Manuskript auch einmal länger liegen gelassen, da ich eine weitere Idee für eine andere Geschichte hatte – dies sicherlich zur großen Verzweiflung meines Verlages. Aber wenn ich wirklich das Gefühl habe; „das ist eine tolle Geschichte, die muss ich jetzt erzählen“, dann mache ich dies auch. Ich glaube, auch wenn ich nicht so einen Erfolg hätte, Geschichten hätte ich dennoch geschrieben und sei es nur für die Schublade. Geschichten sind einfach meine große Leidenschaft.

Die Digitalisierung durch Hörbücher, eBooks, Podcasts und digitale Bibliotheken nehmen in den Jahren zu. Glauben Sie, dass irgendwann das digitale Lesen am Tablet oder Reader das klassische Buch ersetzen wird?

ebookWolfgang Hohlbein: Die Digitalisierung ist bereits sehr fortgeschritten, insbesondere bei Computerspielen mit Elementen der virtuellen Realität. Ich glaube, zukünftig kann man Geschichten mit solchen Elementen sicherlich auf einem ganz anderen Niveau erzählen, als es heute möglich ist.

In einem Buch `erlebt´ man ja als Leser das in der jeweiligen Geschichte dargestellte Abenteuer, welches sich der Autor oder die Autorin ausgedacht hat, indem man die passenden Bilder im Kopf erweckt. Aber vielleicht werden wir alle in der Zukunft noch Computerspiele oder-welten entwickelt bekommen, in denen wir die Geschichte dann `wirklich real erleben´ können, im wahrsten Sinne des Wortes: `Nicht nur das Sehen oder Hören am Bildschirm erleben, sondern inmitten einer Geschichte zu sein und diese virtuell zu beeinflussen´, das wird möglicherweise ein denkbares Zukunftsszenario sein. Versuche der IT-Entwickler in diese Richtung gab es ja schon. Da geht es immer schneller mit den technischen Entwicklungen. Ein Buch zu lesen und `zu erleben´ ist dem Grunde nach jedoch auch nichts anderes, nur eben durch die Phantasie des eigenen Geistes beflügelt.

Ich glaube jedoch nicht, dass das digitale Buch das klassische Buch ersetzen wird. Das Fernsehen hat das Kino ja auch nicht ersetzt. Hörbücher, eBooks oder ePaper sind neue Medien, die nun ihren Platz in der Medienwelt erobert haben. Jedoch glaube ich, dass man als Autor durch das digitale Lesen zu dem klassischen Buchmarkt eher eine weitere Leserschaft dazugewinnt.

„In einem Buch `erlebt´ man ja als Leser das in der jeweiligen Geschichte dargestellte Abenteuer, welches sich der Autor oder die Autorin ausgedacht hat, indem man die passenden Bilder im Kopf erweckt.“

Wolfgang Hohlbein

Eine weitere Präsentationsmöglichkeit eines Buches ist eine Autoren-Lesung.
Während einer Lesung live vor Publikum und Fans nehmen Sie Ihre Zuhörer und Fans immer wieder auf eine fantastische Reise in die vorgetragene Geschichte selbst. – Was macht für Sie bei solchen Lesungen den besonderen Reiz aus? Und was ist Ihnen dabei wichtig?

Wolfgang Hohlbein: Ich kann Ihnen nur sagen, was mir persönlich wichtig ist, wenn ich auf eine Lesung gehe; Ich selbst gehe ich nicht zu einer Lesung, um den Autor oder die Autorin nur lesen zu hören. Ich besuche die jeweiligen Veranstaltungen, um den Menschen `hinter dem Buch´ auf der Bühne erleben zu können und um ihn oder sie durch anschließende Fragen besser kennenzulernen. Hier geht es aus meiner Sicht um das Erlebnis als `Gesamtpaket´.

Ich erlebe es bei meinen eigenen Lesungen ebenfalls auch eher selten, dass nach der Lesung dann direkt auch die Veranstaltung beendet ist. Oft gibt es dann noch einen Autoren-Talk, bei dem die Leser- und Hörerschaft durch ihre Fragen mehr über mich als Autor, als Person oder über meine Bücher erfahren können. Und so entsteht eine Interaktion zwischen der Leserschaft und dem Autor, die meiner Meinung nach erst eine gute Lesung ausmacht.

Sie sind ein sehr nahbarer Autor. Gab es bereits Situationen, bei denen Leser Ihnen in Gesprächen oder auch schriftlich Ideen für neue Geschichten gegeben haben, die Sie dann umsetzten konnten?

Wolfgang Hohlbein:
Eine direkte Idee für einen Roman ergab sich daraus bisher nicht, aber Wendungen für ein Buch schon. Jedoch ist es nie vorab eine fertige Geschichte, die man dann umsetzt. Jedoch liebe ich den Austausch mit meiner Leserschaft, die mich durchaus inspiriert.

Sind es auch mal alltägliche Situationen oder ungewöhnliche Erfahrungen, die Ihnen als Inspiration für neue Buch-Plots dienen?

wolfgang hohlbein wyrm

Wolfgang Hohlbein: Hierzu fällt mir folgendes Beispiel ein; Die Grundidee zu meinem Roman `Der Wyrm´ ist auf Jamaika entstanden, als wir dort im Urlaub waren. Es war so heiß, dass ich mit meinen Strandschuhen an der Straße festgeklebt bin. Genau diese Erfahrung spiegelt sich in der Anfangsszene dieses historisch-phantastischen Romans wider, der während einer Hitzewelle in Amerika spielt. Denn während nämlich der Protagonist der Story mit einem der ersten Automobile fährt, gehen ihm die Reifen kaputt, da es so heiß ist und die Reifen im Teer der Straße einsinken. – Es ist ein gutes Beispiel, wie solche Geschichten aus einer alltäglichen Situation inspiriert werden können.

Haben Sie das Ende einer Geschichte eigentlich bereits im Kopf? Oder ist es für Sie beim Schreiben des Manuskripts manchmal auch überraschend, wie sich die jeweilige Story entwickelt?

Wolfgang Hohlbein:
Das Ende eines Buches habe ich zu Beginn des Schreibens schon im Kopf. Zudem weiß ich die Grundidee der Story und worauf ich in der Ausgangssituation im Buch hinauswill. Ich habe sozusagen `den Start und das Ziel´ des Buches im Kopf. Aber der Weg zum Ende des Buches fehlt dann noch. Hierbei lasse ich immer gerne die Geschichte sich entwickeln. Meistens ist das Ende dann jedoch anders, als ich es vorher angedacht hatte. Manchmal überraschen mich auch die Figuren im Buch, die sich innerhalb des Schreibens ebenfalls weiterentwickeln. Früher hatte ich es immer für dummes Gerede gehalten, wenn Autoren erzählt haben; „meine Figuren machen nicht, was ich will“. Heute weiß ich, dies passiert tatsächlich. (lacht)  

Ganz herzlichen Dank für das ausführliche und sehr persönliche Interview, Herr Hohlbein!
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Interview: Andreas Detert | Fotos: Tanja Winkler, Heyne, Bastei Lübbe

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