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Interview mit Markus Heitz

markus heitz

Interview mit Markus Heitz

„Inspiration lauert überall. Die Denkweise ist entscheidend.“

Herr Heitz, Sie gelten als einer der bekanntesten, deutschen Fantasy-Autoren. Woher stammt Ihre Leidenschaft für die Genres Fantasy, der Horror-Stories und der Science-Fiction?

Markus Heitz
: Ist im Grunde total einfach – weil ALLES möglich ist. Vorausgesetzt, ich kann es mir vorstellen und ausmalen. Das gilt für das Phantastische ebenso wie das Zukünftige. Und wer gruselt sich nicht gerne im Dunkeln oder in Geisterbahnen, im Kino oder am Lagerfeuer? Auch die Kombination verschiedener Elemente aus den Genres ist mehr als reizvoll und oft geschehen. Es geht immer um abwechslungsreiche, aufregende und packende Geschichten in außergewöhnlichen Welten, die man als Leserschaft gefahrlos besuchen kann, um danach überrascht, erfreut und vielleicht erleichtert in die Realität zurückzukehren. Und ich habe einen riesig-diabolischen Spaß, mir diesen `Ritt´ für die Leserinnen und Leser auszudenken. (lacht)

Welche Autoren und Buchtitel haben Sie in Ihrer Kindheit geprägt?

markus heitz monster

Markus Heitz: Etwas Prägendes als Einzeltitel gab es nicht. Mir war aber recht schnell klar, dass ich Märchen, Sagen und Legenden ziemlich spannend fand. Gleich danach kamen der Grusel, Detektivgeschichten und das Weltall. Da ich Jahrgang 1971 bin, war einer der Helden meiner Kindheit natürlich `Captain Future´. Ich habe stapel- und regelmeterweise Bücher verschlungen, dank unserer Dorfbibliothek – Comics miteingeschlossen.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre fantastischen und spannenden Geschichten?

Markus Heitz: Inspiration lauert überall. Die Denkweise ist entscheidend. Mein Kreativzentrum springt auf Kleinigkeiten an, die mir absurd, besonders, witzig oder unheimlich auffallen. Das können herkömmliche Newsmeldungen, aber ebenso auch Stichwörter in einer Unterhaltung sein, das kann eine Liedzeile sein, der Anblick eines Bildes oder die ultimative Fragestellung an eine Begebenheit: „Was wäre eigentlich gewesen, wenn…“ – daraus ergeben sich Ideen für Kurzgeschichten und Romane. Dagegen kann ich mich auch nicht wehren, es geschieht einfach. Das macht vermutlich den Unterschied zu weniger kreativen Menschen aus, die dafür aber andere Dinge wesentlich besser können als ich. Ausgleich der Natur, schätze ich. Wichtig ist, sich alles aufzuschreiben. Deswegen habe ich immer ein Notizbuch und zwei Stifte dabei. Bleistift und Kugelschreiber. Für jede Witterung etwas.

Ihr Erstlingswerk von `Die Zwerge´ machte Sie zum Bestsellerautor. Nun haben Sie aktuell im DROEMER-KNAUR Verlag bereits den 6. Band der `Die Zwerge´-Saga veröffentlicht. Worauf können sich Fans bei Ihrer neuen Fortsetzung von `Die Zwerge´ freuen?

die rückkehr der zwerge

Markus Heitz: Bei knappen 1000 Seiten in zwei Bänden wäre es schwierig, den Inhalt halbwegs adäquat wiederzugeben. Deswegen versuche ich es erst gar nicht. Aber ich kann versprechen: klassische Fantasy, einige Änderungen im Setting, neue Schurken und Widersacherinnen, viel Magie, Drachen, Verrat und Mystik… ach ja, und Liebe! Das muss einfach dazu, als besonderes Gewürz. Habe ich schon Action erwähnt? Nein? Gut: Action. (lacht) – Einiges. Es geht viel kaputt, das kann ich so zusichern. Es ist einfach zu gut, dass man in einem Roman nicht an ein Budget für Spezialeffekte und Massenschlachten gebunden ist. Die Zwerginnen und Zwerge haben einiges zu tun, um das Geborgene Land zu schützen.

„Letztlich dreht sich alles um Storytelling, und dabei ist das Medium egal, ob Buch, Kinder-Bildband, Lied, Computerspiel und vieles mehr.“

Markus Heitz

Sie sind ein bekennender Rollenspiel-Fan. Rührt hiervon Ihre Faszination für Zwerge als Ihre Roman-Protagonisten?

karte die zwergeMarkus Heitz: Das kann man so sagen. Wir waren damals zu weniger Spieler, und jeder musste zwei Charaktere leiten, um überhaupt eine Gruppe zu formen. Ich hatte einen Elben und einen Zwerg. Den Elb `erwischte´ es im Rollenspiel recht schnell, aber mein Rollenspielcharakter als Zwerg hielt durch. Ein zähes, eigenwilliges Völkchen mit besonderem Humor, Dickköpfigkeit, Verlässlichkeit und einem guten Geschmack in Sachen Bierbrauerei. Perfekt für eine meiner Geschichten!

Tauchen Sie heutzutage – wenn es die Zeit als Autor überhaupt zulässt -, noch `bewaffnet´ mit Charakterbogen, Würfel, Abenteuerstory und atmosphärischem Umfeld im Kreis von Freunden noch in solch magische Welten und Abenteuer eines solchen, klassischen Pen- & Paper-Rollenspiels ein? Oder reizt es Sie heute viel mehr, solche Welten und Charaktere selbst zu erschaffen und in Ihren Büchern zum Leben zu erwecken?

Markus Heitz: Mir fehlt leider die Zeit dazu. Mein Ersatzstoff ist sozusagen das Erfinden von neuen Welten und Abenteuern. Ich bin damit Spielleiter, Weltenbauer und Spieler gleichzeitig. Es ist für mich der beste Job, den es geben kann. Dazu kommen ja noch Nebenprojekte, wie Zusammenarbeit mit Bands, wo es mal um Songtexte oder um das Erschaffen eines `Fantasticals´ geht. Letztlich dreht sich alles um Storytelling, und dabei ist das Medium egal, ob Buch, Kinder-Bildband, Lied, Computerspiel und vieles mehr.

„Das Pseudonym `Max Voland´ dient zur besseren Abgrenzung und um deutlich zu machen, dass unter Voland nichts Phantastisches in den Werken auftaucht.“

Markus Heitz

Unter Ihrem Pseudonym `Max Voland´ erschien kürzlich zudem der Roman `Die Republik´. Im Gegensatz zu Ihren sonstigen Werken handelt es sich hierbei um einen spannenden Polit-Agenten-Thriller. Dient Ihr Alter-Ego Max Voland dazu, Ihre zuvor gesetzten Grenzen des Schreibens innerhalb des Fantasy- und Science-Fiction-Genres mal aufzubrechen?

maxim voland die republik

Markus Heitz: Das Pseudonym `Max Voland´  dient zur besseren Abgrenzung und um deutlich zu machen, dass unter Voland nichts Phantastisches in den Werken auftaucht. Ich habe bereits mehrere Thriller geschrieben, aber es zeigte sich, dass sich einige Leserinnen und Leser, die ausschließlich Krimi und Co. lesen, durch meine Fantastikwerke verunsichert werden. Dem wollte ich ein Ende setzen und ein Pseudonym mit klarer Kante anbieten. Mal sehen, wann es mit einem Voland-Werk weitergeht. Ideen sind genug vorhanden, wie immer – die Zeit fehlt schlicht vor lauter Projekten. Übrigens folgt auch `Die Republik der Fragestellung: Was wäre eigentlich gewesen, wenn…´. Es kann so einfach sein. Man muss nur darauf kommen, aber das gilt ja für alles Kreative.

Neben dem Schreiben von Bestseller-Romane ist Ihre zweite Leidenschaft das Kochen. Kleinere Rezepte von Ihnen sind bereits in Teilen Ihrer Bücher im Anhang eingebunden. Wird es zukünftig mal ein persönliches Kochbuch vom Autor Heitz geben? Und was ist für Sie persönlich das von Ihnen gekochte Lieblingsgericht?

Markus Heitz: (lacht) Ja, das werde ich öfter mal gefragt. Aber ein Kochbuch ist derzeit nicht vorgesehen.

Lieblingsgerichte habe ich so einige, und das geht quer über den Globus. Ich bin bekennender Gewürzfan. Wobei ich schon sagen muss, dass orientalische Rinderhack-Reis-Klößchen, in denen der Reis in einer frischen Zitronensoße mitgegart wird, weit vorne sind. Gerade bei sommerlichen Temperaturen kann man das ausgezeichnet auch kalt essen.

Herr Heitz, vielen Dank für das interessante Interview.

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Interview: Andreas Detert |
Fotos: Markus Heitz, Stefan Freund, DroemerKnaur, Bastei Lübbe, Piper

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