Interview mit Thomas D, Die Fantastischen Vier
„Ich schaue gespannt auf das Musikbusiness im Hier und Jetzt und staune immer wieder, welche Möglichkeiten sich jungen Künstlern bieten.“
In 25 Jahren Musikgeschäft haben Sie sicherlich eine Vielzahl an Erfahrungen gesammelt. Was würden Sie jungen Künstlern im Musikbusiness raten, um darin Fuß zu fassen?
Thomas D: Seit unseren Anfangsjahren hat sich das Musikbusiness zwei Mal komplett verändert, ist gestorben, wurde für tot erklärt und ist wiederauferstanden. Digitales Streaming wurde als der Teufel und das Ende der Umsatzmöglichkeiten im Musikgeschäft verschrien. Mittlerweile sind es aber vielleicht gerade diese Dienste und die sozialen Netzwerke, über die der eine oder andere junge Künstler zu Berühmtheit gelangt. Insofern kann man, egal wie viel Erfahrung man mitbringt, eigentlich jungen Künstlern nur raten, das zu tun, was sich für sie richtig anfühlt. Nicht den gleichen Pfaden zu folgen, die schon von Hunderten Musikern wenig erfolgreich beschritten wurden. Und auch von den Erfolgreichen kann man eigentlich nur lernen, was sie zu ihrer Zeit in ihrer Sparte richtig gemacht haben. Was ein junger Künstler heute tun muss, ist nicht Altes zu kopieren, sondern neue Wege zu gehen. Auch ich schaue gespannt auf das Musikbusiness im Hier und Jetzt und staune immer wieder, welche Möglichkeiten sich jungen Künstlern bieten. Am Ende ist es glaube ich in jedem Fall Authentizität, das Erschaffen von etwas Neuem und Spürbarem. Wenn etwas Erfolg hat, dann diese Kombination.
„Ich schaue gespannt auf das Musikbusiness im Hier und Jetzt und staune immer wieder, welche Möglichkeiten sich jungen Künstlern bieten.“
Einige bevorzugen es, solo Musik zu machen, andere blühen innerhalb einer Band erst richtig auf. Sie haben bewiesen, dass Sie seit Jahren beides können, doch was gefällt Ihnen besser – allein im Studio oder zusammen mit Ihren Bandkollegen und Freunden Michi Beck, Smudo und And.Ypsilon auf der Bühne?
Thomas D: Der Vorteil, wenn man solo Musik macht, ist eben: Alles hört auf mein Kommando! [lacht] Ich muss mich nicht mit drei anderen Typen auseinandersetzen, ob die Idee jetzt gut oder gut genug ist. Ob sie differenziert genug dargebracht ist, dass sich alle vier darin wiederfinden. Nein, ich kann machen was ich will. Das ist schön. Allerdings merken wir doch auch immer: Wenn ein Album draußen ist, ist man innerhalb einer Band auch der Kritik nicht allein ausgesetzt. Man kann sich gegenseitig Mut machen. Man kann trotz des aufreibenden Prozesses der Ideenfindung und der Produktion einer Platte vielleicht hinterher umso mehr dieses Ergebnis vertreten. Weil es eben aus vier Herzen oder vier Bäuchen gekommen ist und nicht nur aus einem Menschen. Es hat also beides etwas. Das eine ist vielleicht geradliniger, direkter und vermeintlich einfacher. Das andere ist aber trotz eines wesentlich aufreibenderen Entstehungsprozesses am Ende vielleicht das gefestigtere, inhaltlich kompaktere oder vielleicht sogar qualitativ hochwertigere Werk. Wobei Qualität in so einen Bezug zu setzen sehr schwierig ist, denn manchmal ist ein ganz einfacher, geradliniger Song von genauso hoher Qualität oder sogar besser, als wenn man sich alles „zerdenkt“. Dabei kommt sonst etwas raus, was nicht mehr diese Direktheit und dementsprechend keine Kraft hat. Ich bevorzuge mittlerweile die Arbeit mit den Vier, weil man auch auf der Bühne nicht das Gefühl hat, dass die ganze Konzentration und Aufmerksamkeit nur auf einem selbst liegt.
Das neue Album „Captain Fantastic“ der „Fantastischen Vier“ umfasst 16 Tracks. Was können Fans und Hörer erwarten?
Thomas D: Wir haben diese Platte gemacht, damit wir sie live spielen können. Das heißt, wir haben viele Stücke, die nach vorne gehen, die abgehen und die live mit auf unsere Wintertour genommen werden können. Wir spielen jetzt schon aktuell auf den Sommerfestivals vier Stücke von der Platte, die auch bereits sehr gut ankommen. Wir haben versucht, uns wieder ein Stück weit neu zu erfinden und trotzdem eine Frische zu vermitteln, die nicht nach einer Band klingt, die bald 30 wird. Es ist immer schwierig, über Musik zu sprechen. In Streamingdienste kann ja jeder unverbindlich reinhören. Neben unserem Hit mit Clueso gibt es auch noch ein paar andere Perlen, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Sie sind überzeugter Veganer, Tierfreund und Umweltschützer und haben bereits durch mehrere Tierschutzaktionen Aufmerksamkeit erregt. 2015 erhielten Sie sogar den GreenTec Award – Europas größten Umwelt- und Wirtschaftspreis – für Ihr Engagement im Umweltschutz. Was sollte Ihrer Meinung im Bereich Tier- und Umweltschutz in Deutschland und in der Welt durchgesetzt werden?
Thomas D: Wenn wir uns darauf einigen würden, dass jedes Tier genau wie der Mensch ein Recht auf ein schmerzfreies Leben hat, dann müssen wir natürlich unsere gesamte Tierhaltung noch einmal überdenken. Massentierhaltung ist meiner Meinung nach Tierquälerei und bringt uns genauso wie die gesamte Umwelt nicht weiter. Im Gegenteil, wir schaden uns selbst. Wir schaden den Tieren. Wir schaden der Welt. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich unabhängig von Gesetzen aktiv am Tierschutz zu beteiligen, indem er auswählt, was er isst und was er kauft. Und das ist die Macht, die jeder hat und von der wir Gebrauch machen müssen. Ansonsten gilt der einfache Spruch: ‚Was du nicht willst, das man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu‘. Das müssen wir eben auch auf Tiere, Pflanzen und die ganze Welt zu übertragen. Wenn jeder danach leben würde, wären wir in diesen Bereichen einen wichtigen Schritt weiter.
„Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich unabhängig von Gesetzen aktiv am Tierschutz zu beteiligen, indem er auswählt, was er isst und was er kauft.“
Seit 1999 leben Sie in einer Kommune auf einem ehemaligen Pferdehof in der Eifel, die sich „Moderne Anstalt Rigoroser Spakker“ oder kurz „MARS“ nennt. Wie lebt es sich in so einer Kommune, und nach welchen Werten leben Sie dort?
Thomas D: Die Kommune hat sich stark verändert, denn was damals mit einem Haufen Hippies, 15 Mann/Frau, angefangen hat, ist mittlerweile doch sehr viel kleiner und familiärer geworden. Wir pflegen heute im Kleinen, was wir damals im Großen gepflegt haben. Nämlich ein freundliches, liebevolles Miteinander. Und das Prinzip, den Menschen aufgrund von seinen Talenten und nicht nur seiner Leistung zu bewerten.
Sie sind neben der Musik selbst Unternehmer und haben zusammen mit Tofutown einen Ernährungs- und Fitnessplan namens „Nature Tom“ entwickelt. Welches Konzept steckt dahinter, und welche Vorteile bringt dieses Programm?
Thomas D: Ich hatte das große Glück, dass in meiner unmittelbaren Nähe hier in der Eifel ein großer Tofuhersteller tätig ist und der Chef des Unternehmens, Bernd Drohsin, eine einzigartige Methode entwickelt hat, um die Bio-Sojabohne komplett schonend zu verarbeiten. Ausgehend von diesem Produkt, das in Pulverform vorliegt und sich zur Gewichtskontrolle ebenso wie zum Muskelaufbau eignet, haben wir eine Ernährungsreihe entwickelt, die komplett auf künstlichen Zucker verzichtet, die absolut bio und vegan ist und die wir mit gutem Gewissen als Alternative zu Snacks in Form von Energiebällchen oder eben auch Schnitzel Steak in Form von Pflanzenfleisch als die bessere Ernährung sehen. Wir wollen aber mit „Nature Tom“ nicht nur im Ernährungsbereich wirken, sondern legen auch Wert auf eine allumfassende Philosophie, die ebenso Nahrung für den Geist als auch für die Seele beinhaltet. Wir empfehlen den Leuten neben einem entspannten Sportprogramm eben auch ein kulturelles Programm, denn es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Menschen etwas für Körper, Seele und Geist anzubieten. Das Ganze soll auf eine einfache Art und Weise dem Planeten wie auch dem Einzelnen helfen, indem jeder gesünder lebt und auf einen geringen ökologischen Fußabdruck achtet.
Interview: Andreas Detert | Fotos: DefNash Entertainment, Die Fantastischen Vier, Robert Grischek