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Interview mit David Garrett – Teil 2

David Garrett The Champ talks

Interview mit David Garrett – Teil 2

„Menschlich gesehen würde ich sagen `Macht um Gottes Willen nicht das, was ich gemacht habe´. Ich habe viel zu viel gearbeitet und dadurch viel zu viel verpasst.“

David Garrett - Wenn Ihr wüsstet

Dieses Jahr hast du zeitlich zu der Tour und deinem neuen Album auch ein eigenes Buch herausgebracht mit dem Titel `Wenn ihr wüsstet: Die Autobiografie´. Es ist ja ein sehr emotionales, ehrliches Werk über dein Leben und über dich selbst. Was hat dich dazu bewegt – neben den bereits Bestehenden, denn es gibt ja bereits David Garrett-Biografien – deine Autobiografie zusammen mit dem Co-Autor Leo G. Linder zu schreiben?

David Garrett: Mit den vorherigen Biografien habe ich nichts zu tun gehabt. Eigentlich ist es ja auch eine Unverschämtheit, dass man einfach über jemanden ein Buch schreiben kann, derjenige es dann noch nicht einmal durchlesen darf und die Autoren dann noch damit Geld verdienen. Da ist irgendwie ein Fehler im Rechtssystem. Jedenfalls sind zwei Bücher über mich veröffentlicht worden, mit denen ich überhaupt nichts zu tun habe und die auch `Scheiße´ sind, so möchte ich das mal ganz klar formulieren! Es sind einfach nur zusammenhangslose Aneinanderreihungen von zusammengewürfelten Interviews.

Ich wollte daher irgendwann mal etwas Ordentliches schreiben, was sich auch lohnt zu lesen, was spannend ist. Dementsprechend habe ich mich zum Schreiben dieser Autobiografie entschlossen.

„Die meisten Leute haben viel mehr Leidenschaft mit ihrem Hobby als mit ihrem Job. Da habe ich viel Glück gehabt. „

David Garrett

In deiner aktuellen Biografie erfährt man ja unter anderem, dass dein musikalisches Talent schon früh erkannt wurde.

David Garrett: Ja, man hat es erahnt und erhofft. (lacht)

David Garrett The Champ talksDu bist ja bereits, seit du zehn Jahre alt bist, mit der Geige in der Hand auf der Bühne und wurdest ja unter anderem von Dirigentenlegenden wie Zubin Mehta gefördert. War dir schon so früh bewusst, dass das `Geigenspielen´ dein Leben formen und verändern sollte?

David Garrett: Nein, überhaupt nicht. Es ist mir immer noch nicht bewusst. Ich mache das Ganze eigentlich nur als Hobby. (lacht herzlich)

Man muss ja fairerweise sagen; Die meisten Leute haben viel mehr Leidenschaft mit ihrem Hobby als mit ihrem Job. Da habe ich viel Glück gehabt.

Wenn man Hobby und Beruf miteinander kombinieren kann, dann ist man wahrscheinlich gesegnet, oder?

David Garrett: Ja, das ist dann natürlich optimal.

„Menschlich gesehen würde ich sagen `Macht um Gottes Willen nicht das, was ich gemacht habe´. Ich habe viel zu viel gearbeitet und dadurch viel zu viel verpasst. Wenn man es von einer anderen Perspektive sehen muss oder sehen möchte, dann führt leider kein Weg daran vorbei, es so wie ich zu machen, um wirklich Weltspitze zu werden.“

David Garrett

Was würdest du mit der heutigen Erfahrung jungen Talenten raten, die eine Karriere im Musikbusiness anstreben?

David Garrett: Menschlich gesehen würde ich sagen `Macht um Gottes Willen nicht das, was ich gemacht habe´. Ich habe viel zu viel gearbeitet und dadurch viel zu viel verpasst. Wenn man es von einer anderen Perspektive sehen muss oder sehen möchte, dann führt leider kein Weg daran vorbei, es so wie ich zu machen, um wirklich Weltspitze zu werden. Aber ich würde es wirklich keinem raten. Es ist genauso, als wenn du jemanden raten würdest zum Beispiel Profi-Turner oder -Turnerin für die Olympischen Spiele zu werden im Alter von zwölf, dreizehn Jahren. Dann arbeitet man dort auch acht, neun Stunden an den ganzen Bewegungen. Meiner Meinung nach ist dies vollkommen ungesund für den Körper, aber um später olympisches Gold zu gewinnen, wird es so gemacht. Ist das menschlich gesehen richtig? Absolut nicht! Ist es nötig, um später auf dem Treppchen zu sein? Ja.

Was würde ich einem Kind raten? Hab Spaß damit. Wenn du gut bist, dann fang dann irgendwann mit neun, zehn Jahren natürlich an zu schauen, dass du gute Lehrer hast. Aber ich kann meinen Weg wirklich niemandem empfehlen. Ich würde auch selber die ersten achtzehn Jahre nicht noch einmal persönlich durchleben wollen.

Weil man sich die Kindheit dadurch nimmt?

David Garrett: Die Kindheit ist nicht das Problem, denn man weiß ja nicht was man verpasst, wenn man es nicht kennt. Aber es ist eher die Tatsache, dass es emotional sehr anstrengend war.

David Garrett und Band

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Interview: Andreas Detert / Fotos: David Garrett, Christoph Köstlin, Anne Lemo, Pedro Becerra, Uwe Müller, Wiola Janoschek, HEYNE-Verlag