HomeEntertainmentInterview mit David Garrett

Interview mit David Garrett

David Garrett The Champ talks

Interview mit David Garrett

„In erster Instanz geht es darum, dass man zusammen ist, dass man die Musik feiert, das Leben feiert, Spaß hat und auch mal aus seinem Home-Office herauskommt.“

Heute ist David Garrett zu Gast bei The CHAMP talks und wir sprechen im Interview mit ihm unter anderem über seine bevorstehende Tour und sein neues Album. Willkommen David, wir freuen uns auf das Gespräch mit dir und das du bei uns bist.

David Garrett: Ich freue mich ebenfalls auf unser Interview.

David, du giltst als einer der berühmtesten und erfolgreichsten Geigenvirtuosen der Neuzeit und begeisterst Jahr für Jahr auf der Bühne deine Fans und das Publikum auf deiner Geige sowohl mit klassischen Musikstücken als auch neuzeitlichen Popsongs. Was ist für dich persönlich das Besondere am Klang einer Violine?

David Garrett: Ich glaube, dass die Geige in den letzten drei Jahrhunderten eine so besondere Faszination ausübt, weil sie auch visuell spannend ist. Weil man ab dem ersten Moment fasziniert ist, was für eine Fingerfertigkeit man für dieses Instrument braucht, ähnlich wie bei der Gitarre. Man sieht diese Fingerfertigkeit sehr klar, wenn man im Publikum sitzt, was meiner Meinung nach ein Vorteil ist gegenüber dem Klavier, wo man die Tasten ja nicht sieht. Das ist mit Sicherheit ein sehr wichtiger Punkt, der diese besondere Faszination für das Geigenspiel ausübt. Ich glaube aber auch, dass der Ton der Geige sehr nahe an dem der menschlichen Stimme ist. Entsprechend ist er sehr einfach nachzuvollziehen, man hat einen direkten Bezug dazu und wenn dann noch die richtige Person mit dem Geigenspiel etwas anfangen kann, dann stimmt glaube ich alles.

„Ich glaube, dass die Geige in den letzten drei Jahrhunderten eine Faszination ausübt, weil sie visuell so spannend ist.“

David Garrett

Wenn man wie du die Leidenschaft für die Musik und das Geigenspiel hat, dann merken die Zuhörer dies.

David Garrett: In der Tat. Aber natürlich gehört auch viel Arbeit dazu, denn die ersten zehn Jahre sind sehr schwer, um dieses Instrument wirklich zu beherrschen. Und dann wird dies noch um das Kreative ergänzt, welches man natürlich als Musiker ebenfalls haben sollte. So sind es ganz viele Bausteine, die man für den Erfolg zusammenfügen muss, aber im Endeffekt ist es das wert.

David Garrett Alive

Du hast ja nun bereits verschiedene Musik-Alben veröffentlicht. Vor zwei Jahren ist dein `ALIVE – My Soundtrack´ erschienen, welches als eine Reise durch den Film-Soundtrack deines Lebens gilt. Ist dieses Crossover-Projekt das Persönlichste deiner bisherigen Musikkarriere?

David Garrett: Nun, ich habe anfangs versucht für dieses Album erneut ein Thema zu finden, welches für die Zuhörerschaft nachvollziehbar ist. Letztlich ist es aber bei diesem Album so, dass ich die Musikstücke von `ALIVE – My Soundtrack´ speziell ausgesucht habe, weil ich sie persönlich natürlich mit tollen Filmen verbinde.

Jedes meiner Alben hat ein gewisses Thema. Dies ist aus meiner Sicht auch wichtig für ein grundsätzliches Konzept, wenn man anfängt im Studio zu produzieren und an dem jeweiligen, neuen Album zu arbeiten, zu schreiben und zu arrangieren. Bei diesem Album waren `Film-Soundtracks´ unser Hauptthema.

Ich hatte anfangs viele Songs, die ich ausprobieren wollte. Da hierbei jedoch fast achtzig Prozent Musikstücke aus bekannten Filmen im Fokus standen, habe ich mich schlussendlich entschieden, dies als Oberbegriff des Albums festzulegen.

„Es ist zwar immer toll, wenn man sich ein Musik-Album zu Hause anhören kann. Aber ich als Performer, als Künstler, möchte auch sehen und erleben, wie die Songs vor Publikum funktionieren und von diesem angenommen werden.“

David Garrett

Die mit dem neuen Album verbundene und um zwei Jahre auf diesen Sommer verschobene `ALIVE`-Tour steht nun kurz bevor. Was meinst du; was für ein Gefühl wird es für dich sein, dann nach fast dreijähriger Bühnen-Abstinenz endlich wieder Live vor Fans auf der Bühne zu stehen?

David Garrett: Ich kann nur sagen wie ich mich jetzt fühle: ich bin voller Vorfreude! Ich habe mit der Band vor ein paar Wochen bereits geprobt. Es ist schon sehr emotional, die Jungs endlich mal wieder alle in einem Raum zu sehen und zusammen erneut Musik machen zu können. Ich kann es wirklich nicht abwarten, natürlich auch die Songs vor dem Live-Publikum auszuprobieren. Das ist ja genau das, worum es beim Musizieren geht und warum man als Musiker ein Musik-Album schreibt. Es ist zwar immer toll, wenn man sich ein Musik-Album zu Hause anhören kann. Aber ich als Performer, als Künstler, möchte auch sehen und erleben, wie die Songs vor Publikum funktionieren und von diesem angenommen werden. Ich bin da sehr gespannt und freue mich schon sehr auf die kommende Tour.

David Garrett Live

Du wirst ja mit deiner Band neben Konzerten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien auch Auftritte in brasilianischen, mexikanischen und sogar und argentinischen Arenen haben. Woher rührt die Entscheidung, auch in Südamerika Live-Konzerte zu spielen?

David Garrett: Ich spiele Konzerte in Südamerika ja schon seit vielen Jahren. Am Anfang war ich überwältigt, welcher riesengroße Zuspruch für meine Musik dort herrscht. Ich erinnere mich noch an unser erstes Konzert in Mexiko, da hatten wir weder Promotion noch irgendeine Werbung für den Auftritt gemacht und es waren trotzdem plötzlich achttausend Leute bei dem Auftritt vor Ort. Einfach verrückt, was die sozialen Medien an Promo leisten können, ohne dass man jemals ein Interview dort gegeben hat. Seitdem sind wir regelmäßig in Südamerika auf Tour, sowohl mit Klassik als auch mit Crossover. Dementsprechend freue ich mich auch, die Reise dorthin zu machen, welche ja bereits als Tourist schön ist. Jetzt fahre ich als Musiker mit meiner Band dorthin und habe meine Freunde auch noch mit dabei, besser geht es also nicht. (lacht)

Sind zukünftig auch Konzert-Termine in deiner Wahlheimat USA – zum Beispiel in New York – geplant?

David Garrett: Ich habe ja vor vielen, vielen Jahren diese Aufgabe mal angenommen, die USA musikalisch zu bereisen. Wir haben damals vier, fünf Tourneen dort gespielt. Aber ich muss sagen, dass es schon ein sehr großes Land ist und dieses fällt einem vor allem auf, wenn man mit einem Tourbus in den USA unterwegs ist. Nach der vierten Tour haben mein damaliger Tour-Manager – und jetziger Manager – Jörg und ich uns kreidebleich angeschaut und uns gefragt: `Mensch, sollen wir uns diese Strapazen nochmals antun? ´ Hierzu ist uns als Antwort ein klares `Nein´ eingefallen. Denn das Problem an den USA ist ja nicht Chicago oder Seattle, Los Angeles, New York, Boston, Philadelphia oder Washington, sondern alles was dazwischen liegt! (lacht)

Ich kann dir sagen, eine Tour durch die USA ist schon eine sehr anstrengende Geschichte und man wird ja auch nicht jünger. Für Musikauftritte in New York, L.A. oder Chicago bin ich immer offen. Aber `dreißig Konzerte in vierzig Tagen´ überlasse ich dann doch lieber der jüngeren Musiker-Generation und wünsche dabei `Viel Spaß´. (lacht erneut herzlich)

Aber zukünftig sind in den USA sicherlich wieder Konzerte geplant – vor allem für das nächste Klassik-Album Iconic, welches im kommenden Jahr erscheinen wird. Dann sind wir sicherlich auch dort in Amerika wieder unterwegs, aber dann in vielleicht sechs bis acht ausgewählten Städten.

David Garrett- Live

Das Leben als Künstler und Musiker auf Tour ist sicherlich nicht immer einfach. Wie löst du die Herausforderung, neben den Live-Auftritten, Proben und den ganzen Presseterminen auch Zeit und Ruhe für dich selbst zu finden?

David Garrett: Auf Tour hat man als Musiker eigentlich sehr viel Zeit für sich. Denn man ist ja praktisch immer alleine, man sitzt abends in seinem Hotelzimmer, zwischendurch kommt der Manager hinzu und man bespricht den morgigen Tag. Aber du hast unglaublich viel Zeit für dich selbst, welches eine Herausforderung darstellt. Man hat eben nicht die Ablenkung von Freunden und Familie und ist schon sehr auf sich selbst fokussiert.

David Garrett The Champ talks

Das einzig schwierige an einer solchen Musik-Tour ist eher das Reisen. Von außen sieht alles immer sehr schön aus: man reist nach Buenos Aires, danach nach Lima, im Anschluss nach Sao Paulo und zu weiteren tollen Orten. Jedoch folgt jedes Mal wiederkehrend das gleiche, durchaus anstrengende Prozedere: Nach dem dortigen Konzert wieder seinen Koffer einpacken, Hotel-Check-Out, der Weg mit dem Taxi zum Flughafen, ca. drei Stunden vor Abflug dort sein und auf den Abflug warten, in den Flieger steigen und auch dort erneut den Flug abwarten, nach Ankunft am nächsten Zielort am Gepäckband erneut auf die Koffer warten, um dann im Anschluss abermals mit Taxi zum nächsten Hotel, zum Check-In, zum Koffer-Auspacken und zu übernachten, um am nächsten Tag dann wieder auf der Bühne zu spielen. All dies muss ja auf einer Tour schnell umgesetzt werden. Wenn man diesen Ablauf als Künstler dann während einer zwei- bis dreimonatigen Tournee erlebt hat und unterwegs ist, dann ist es danach auch wieder schön, zurück nach Hause zu kommen.

„In erster Instanz geht es darum, dass man zusammen ist, dass man die Musik feiert, das Leben feiert, Spaß hat und auch mal aus seinem Home-Office herauskommt, einfach mal wieder das Leben spürt und da gehört natürlich auch die Musik dazu und ich freue mich, ein kleiner Teil davon zu sein.“

David Garrett

Neben deiner Musik ist auch die Bühnenshow bei deinen Live-Konzerten immer ein besonderes Highlight. Auf welche Besonderheiten können sich deine Fans bei der aktuellen Tour freuen?

David Garrett: Wir versuchen natürlich immer eine besondere Atmosphäre für das Publikum, aber auch für mich selbst und die Band zu schaffen. Mir ist es immer wichtig, dass ich mich auf der Bühne wohl fühle und das Bühnendesign einen Bezug zu den Musikstücken hat und auch zu meinem Leben. Dementsprechend geben wir uns im Team im Vorfeld immer viel Mühe, einen Ansatz zu finden, der funktioniert.

Was das Besondere anbelangt; ich finde jetzt haben wir drei Jahre gewartet, da können wir noch die kurze restliche Zeit ausharren und dann uns überraschen lassen, was auf der Bühne passiert – um die Spannung noch etwas aufrechtzuerhalten! (lacht)

Die Band und ich freuen uns jedenfalls, erstmals wieder Musik machen zu dürfen. In erster Instanz geht es darum, dass man zusammen ist, dass man die Musik feiert, das Leben feiert, Spaß hat und auch mal aus seinem Home-Office herauskommt, einfach mal wieder das Leben spürt und da gehört natürlich auch die Musik dazu und ich freue mich, ein kleiner Teil davon zu sein.

Du hast nun schon auf diversen Bühnen performt und mit unterschiedlichen Künstlern zusammengearbeitet. Mit wem würdest du zukünftig gerne noch einmal auf der Bühne stehen oder das erste Mal ein Duett spielen?

David Garrett: Da ich ja eine Affinität zu Instrumentalisten habe, wäre daher sicherlich Jack White ein solcher Jemand, da er nicht nur gut an der E-Gitarre ist, sondern auch Klassik spielt. Ich hatte ja zudem schon das Vergnügen, mit Stephen Morris zusammenarbeiten zu dürfen. Aber Jack White wäre da sicherlich nochmals eine musikalische Herausforderung.

Vielleicht gibt es ja in Zukunft die Gelegenheit zu einem solchen Duett.

David Garrett: Ja, es würde mich jedenfalls sehr freuen.

„Das neue Klassik-Album heißt `Iconic´, bei denen Musiker-Kollegen mit dabei sein werden, mit denen ich Duetts spiele.“

David Garrett

Zeitgleich zu deiner diesjährigen Tour wird es ja auch ein neues Album von dir geben. Kannst du uns schon ein klein wenig verraten, was oder wer dich für dieses neues Album inspiriert hat?

David Garrett - ICONICDavid Garrett: Ja, ein Klassik-Album kommt mal wieder! Das neue Klassik-Album heißt `Iconic´, bei denen Musiker-Kollegen mit dabei sein werden, mit denen ich Duetts spiele. Unter anderem sind Andrea Bocelli und Till Brönner mit auf dem Album präsent. Zudem noch Itzhak Perlman, einer der ganz großen Geiger, der auch mein Lehrer damals in New York an der Juilliard School gewesen ist. Es gibt zudem ein paar Features. Aber grundsätzlich ist das Album wie meine vorherigen Alben so aufgebaut, dass es sowohl für jemanden spannend und interessant ist, der überhaupt keine klassische Musik hört ebenso wie für Leute, die Klassik sehr gerne mögen. Es ist eine schöne, bunte Mischung aus tollen Stücken, die – wie bei der Klassik – sehr eingängig sind, die Spaß machen und die qualitativ sehr hochwertig arrangiert sind.

Das ist ja dein besonderer Stil, dass du klassische Klänge mit Pop oder auch Hip-Hop verbinden kannst?!

David Garrett: Ja, bei diesem Projekt von `Iconic´ ist die ` Deutsche Grammophon´ als rein klassisches Label mit dabei. Genau diese Klassik liegt mir aber auch am Herzen, denn das ist ja das Fundament auf dem ich alles aufbaue. Es gab jetzt drei Crossover-Alben hintereinander und ich hatte das Gefühl, jetzt thematisch mal wieder etwas machen zu wollen, mit dem ich auch großgeworden bin.

Wie ist deine Einschätzung, vor allem zu solchen Crossover-Sachen; lässt sich durch diese Art, klassische Werke von Mozart, van Beethoven oder Bach mit neuzeitlichen Pop- und Rock-Melodien oder Hip-Hop-Klängen zu kombinieren, auch ein jüngeres Publikum erst recht für das Geigenspiel und die Klassik begeistern?

David Garrett: Die Antwort ist ein ganz klares `Ja´, weil ich die letzten zehn Jahre durch Nachrichten von Fans mitbekommen habe, wie viele junge Menschen angefangen haben, Geige zu spielen. Aber darüber hinaus merke ich es natürlich auch, indem ich ins Publikum schaue, wenn ich auf der Bühne Klassik spiele. Mein Klassikpublikum ist so viel jünger geworden. Wenn ich früher ein Klassikkonzert gespielt habe, war ich die jüngste Person im Saal. Heute sind ganz viele junge Menschen und auch Kinder bei meinen Konzerten und das ist dann doch das allerschönste Kompliment für meine Musik.

————————————————————————————

Interview: Andreas Detert / Fotos: David Garrett, Christoph Köstlin, Anne Lemo, Pedro Becerra, Uwe Müller, Wiola Janoschek

älterer Beitrag
nächster Beitrag