Interview mit Jochen Schweizer
“Wer Erlebnisse statt Gegenstände schenkt, bleibt für immer in Erinnerung.“
Herr Schweizer, Sie stehen mit Ihrem Namen für eine der bekanntesten Marken im Bereich der ‚schenkbaren Erlebnisse‘. Wie kam es zu der Idee und Gründung der Jochen Schweizer GmbH im Jahr 1987?
Jochen Schweizer: Die Initialzündung war ein Bungee-Sprung von einer 220 Meter hohen Staumauer in `Fire, Ice & Dynamite´ mit dem James-Bond-Darsteller Roger Moore – eine spontane Herausforderung, die sich in eine geschäftliche Vision verwandelte. Meine ersten Schritte im Abenteuermarkt begannen mit der Eröffnung Deutschlands erster stationärer Bungee-Jumping-Anlage 1989. Die Einführung der Bungee-Box markierte den Beginn einer neuen Ära schenkbarer Erlebnisse – die bestmögliche Antwort auf die Frage: `Was schenke ich?´ Wer Erlebnisse statt Gegenstände schenkt, bleibt für immer in Erinnerung. Mein Antrieb war stets, Erlebnisse zu schaffen, die Menschen bewegen und inspirieren.
„Mein Antrieb war stets, Erlebnisse zu schaffen, die Menschen bewegen und inspirieren.“
Als erfolgreicher Self-Made-Unternehmer vermitteln Sie anderen Menschen auch als Keynote Speaker auf verschiedenen Businessveranstaltungen Ihre unternehmerische Expertise und Lebenserfahrung. Wenn Sie angehenden Unternehmer-Talenten oder Manager(inne)n zwei existenzielle Ratschläge für ein erfolgreiches Business geben würden, welche wären dies?
Jochen Schweizer: Das Geheimnis des Erfolgs ist Handeln. Viele großartige Ideen bleiben ungenutzt, weil der Schritt von der Theorie zur Praxis nie vollzogen wird. Erfolg ist nicht nur das Produkt harter Arbeit, sondern auch das Ergebnis von Resilienz und der Fähigkeit, aus Misserfolgen zu lernen. Mein Leben hat mir gezeigt, dass es weniger das Scheitern ist, das uns zurückhält, als vielmehr die Angst davor, zu beginnen.
Mein zweiter Rat: Verankere deine Ziele in deinen Werten. Echte, nachhaltige Erfolge sind jene, die mit unserem innersten Selbst in Einklang stehen. Es geht darum, Ziele zu setzen, die nicht nur materielle Erfolge versprechen, sondern auch persönliches Wachstum und Erfüllung bringen. Durch den von mir entwickelten unentgeltlichen Wertekompass (Wertekompass.de) möchte ich anderen helfen, diese essenzielle Verbindung zwischen ihren Werten und Zielen zu entdecken.
„Das Geheimnis des Erfolgs ist Handeln.“
Sie sind auch medial sehr präsent. So waren Sie zum Beispiel von 2014 bis 2016 Jury-Mitglied der bekannten TV-Gründer-Show ‚Die Höhle der Löwen‘, in der Sie sich auch als Investor mehrerer Start-ups finanziell beteiligten. Wo liegt Ihr Fokus bei der geistigen und finanziellen Investition in neue Ideen?
Jochen Schweizer: Mein Fokus liegt klar auf den Menschen hinter den Ideen. Ideen allein können die Welt nicht verändern; entscheidend sind die Personen, die bereit sind, für ihre Visionen Risiken einzugehen und unermüdlich zu arbeiten. Ein Gründer muss nicht nur überzeugen, sondern auch die Fähigkeit besitzen, seine Vision in die Realität umzusetzen. Dies erfordert neben Leidenschaft auch ein fundiertes kaufmännisches Verständnis.
Mein unternehmerisches Interesse gilt Projekten, die nachhaltig begeistern und das Potenzial haben, uns und unsere Sichtweise auf die Welt zu verändern. Hier sehe ich die größten Chancen für Wachstum, sowohl für die Individuen als auch für die Gesellschaft.
Ihre Marke JOCHEN SCHWEIZER hat die Mission, Menschen mit Erlebnissen zu begeistern und aufkommender Alltags-Tristesse durch erlebbare Erfahrungen entgegenzuwirken. Wie versuchen Sie selbst, eine Routine in Ihrem Alltag oder im Geschäftsleben zu vermeiden?
Jochen Schweizer: Routinen und feste Gewohnheiten haben einen wichtigen Platz in meinem Leben, denn sie bieten Struktur und können Raum für Kreativität und Produktivität schaffen. Entscheidend ist, dass diese Routinen bewusst gewählt sind und uns dabei unterstützen, unsere Ziele zu erreichen und unsere Werte zu leben. So beginne ich meinen Tag beispielsweise mit den `fünf Tibetern´; das sind Übungen, die mir helfen, fokussiert und ausgerichtet zu bleiben. Den so geschaffenen kreativen und operativen Freiraum nutze ich stets, um Neues zu entdecken und zu wagen.
Mit Ihrer ‚Jochen Schweizer Arena‘ in der Nähe von München sind Outdoor-Erlebnisse auch direkt in der Stadt und sogar bei schlechtem Wetter Indoor möglich. Stehen neben Privatbesuchern auch Firmenkunden im Fokus Ihrer Arena? Und was sind aus Ihrer Sicht die ‚Erlebnis-Highlights‘ Ihrer Arena in Taufkirchen?
Jochen Schweizer: Absolut, die Jochen Schweizer Arena ist ein Ort der Begegnung und des Wachstums, nicht nur für Einzelpersonen, sondern insbesondere auch für Firmen und Teams. Unser Credo: `Kommt als Gruppe, geht als Team!´ Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein Umfeld zu schaffen, in dem Teams nicht nur gemeinsame Erlebnisse teilen, sondern auch als Einheit stärker werden. Unsere Angebote sind speziell darauf ausgelegt, den Teamgeist zu fördern und den Einzelnen über seine Grenzen hinaus zu motivieren. Mit einer professionellen Gastronomie und drei Küchen, einem großen Auditorium mit Bühne und vielen Breakout-Räumen sowie den vielen verschiedenen Abenteuern und Teambuilding-Angeboten ist es der ideale Ort für Firmenveranstaltungen. Diese gemeinsamen Erlebnisse stärken das Vertrauen und den Zusammenhalt und übertragen sich positiv auf die Arbeitswelt.
Sie gelten als Extremsportler-Pionier und Wegbereiter des Bungee-Springens in Deutschland. Woher rührt Ihr Reiz nach adrenalinhaltigem Erleben?
Jochen Schweizer: Ich ziehe eine klare Linie zwischen einem oberflächlichen Adrenalinkick und dem wahren Kern meiner Abenteuer: dem tiefen, bereichernden Gefühl der Erfüllung und der Freude, das nach einer Herausforderung kommt. Es sind die Endorphine, das Glücksgefühl, das nach einer Überwindung meiner selbst entsteht, das mich antreibt. Diese Erfahrungen erinnern mich daran, dass das Leben lebenswert ist und dass wir uns, wenn wir uns unseren Ängsten stellen, wirklich lebendig fühlen.
Dieses Wissen und diese Erfahrung möchte ich weitergeben. In der Natur, bei einem Abenteuer oder beim Überwinden unserer Ängste verbinden wir uns wieder mit uns selbst und miteinander – denn in der digitalen Zeit sind wir alle `disconnected.´ Digital sind wir mit allem überall verbunden, aber die Verbindung zu uns selbst haben wir verloren. Meine Mission ist es, die Menschen wieder mit sich selbst zu reconnecten.
„‚Die Begegnung‘, mein Abenteuerroman, entführt Leser in die Wildnis Norwegens und ist eng mit meinen persönlichen Erlebnissen verwoben.“
Sie verschenken ja gerade ihren Bestseller Roman `Die Begegnung´ gegen eine Versandkostenpauschale auf Ihrer Website. Für wen ist der Buchtitel gedacht? Und was kann man darin erfahren?
Jochen Schweizer: `Die Begegnung‘, mein Abenteuerroman, entführt Leser in die Wildnis Norwegens und ist eng mit meinen persönlichen Erlebnissen verwoben. Jede Seite ist eine Hommage an die Suche nach einem selbstbestimmten Leben, gespickt mit den Prüfungen und Triumphen, die ich selbst erfahren habe. In diesem Buch teile ich nicht nur ein Stück meiner Seele mit den Leserinnen und Lesern, sondern lade sie auch ein, über ihre eigenen Lebenswege nachzudenken und den Mut zu finden, ihre Träume zu verfolgen.
Anmerkung der Redaktion: Das Gratis-Buch von Jochen Schweizer bekommen Sie aktuell hier: www.jochen-schweizer-arena.de/gratisbuch-die-begegnung?trackint=home_aktuelles
Bei den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio gab es neben altbekannten Wettkampfbereichen wie Leichtathletik, Gewichtheben oder Ballsport auch Disziplinen wie Skaten, Surfen, 3×3-Basketball oder Sportklettern. Sie selbst sind auch leidenschaftlicher Surfer. Welche Sportart sollte Ihrer Meinung nach im olympischen Programm zukünftig noch aufgenommen werden – und warum?
Jochen Schweizer: Ich begrüße die Aufnahme moderner Sportarten in das olympische Programm, da sie die Vielfalt menschlicher Bewegung und Kreativität widerspiegeln.
Indoor Skydiving zählt für mich neben Eiskunstlauf zu den faszinierendsten und ästhetischsten neuen Sportarten. Näher kann man Zuschauer nicht an die Perfektion menschlicher Bewegung in einem dreidimensionalen Raum heranführen. Freefly in einem vertikal strömenden, gläsernen Windkanal offenbart die ganze Schönheit und Perfektion menschlicher Motorik, Kreativität und sportlicher Umsetzung.
„Für mich geht es im Leben darum, offen zu bleiben für das, was kommt, und die Gelegenheiten zu ergreifen, die sich bieten.“
Sie haben bereits viele Erlebnisse, die im Portfolio Ihres Unternehmens angeboten werden, bereits persönlich umgesetzt: Kajakfahren auf den extremsten Flüssen Europas, mit dem Motorrad quer durch Afrika, Stuntman in Actionfilmen, Bungee-Springen. Welche noch nicht umgesetzte Aktion steht zukünftig auf Ihrer eigenen `Erlebnis-Bucket-List‘?
Jochen Schweizer: Ich glaube nicht an eine `Bucket-List‘ im traditionellen Sinne. Für mich geht es im Leben darum, offen zu bleiben für das, was kommt, und die Gelegenheiten zu ergreifen, die sich bieten. Mein Ziel ist es, lebenslang zu lernen und zu wachsen, und zwar nicht durch das Abhaken von Erlebnissen auf einer Liste, sondern durch das bewusste Erleben jedes Moments. Heute konzentriere ich mich darauf, meine Erfahrungen und das, was ich gelernt habe, weiterzugeben – sei es durch Bücher, Vorträge oder persönliche Mentoring-Programme. So möchte ich anderen helfen, ihren eigenen Weg zu einem selbstbestimmten Leben zu finden.
Ständig ‚unter Strom zu stehen‘ ist aufregend, aber auch sicherlich kräftezehrend. Wie und mit was finden Sie für sich einen persönlichen Ausgleich für einen anstrengenden Tag?
Jochen Schweizer: Es ist nicht nur aufregend oder kräftezehrend, sondern auch ungesund. Deswegen vermeide ich diesen Zustand. Für mich ist es essenziell, regelmäßig innezuhalten und zu reflektieren. Diese Momente der Stille sind es, die mir erlauben, wieder in Einklang mit meinen Werten und Zielen zu kommen. Sie sind ein integraler Bestandteil meines Alltags. Sei es durch Sport, Meditation oder Zeit in der Natur – es sind diese Aktivitäten, die mir helfen, Körper und Geist in Balance zu halten. Ein besonderer Ort für mich ist meine Hütte in Norwegen. Dort finde ich Ruhe und Erholung in der Abgeschiedenheit und der unberührten Natur. Diese Rückzugsorte ermöglichen es mir, aufzutanken und mit neuer Energie und Klarheit in den Alltag zurückzukehren. Ausgewählten Kreisen ermögliche ich, bei bestimmten Masterminds oder Seminaren diese Erfahrung mit mir zu teilen.
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Interview: Andreas Detert / Fotos: Jochen Schweizer