Interview mit Sebastian Fitzek
„Ich will immer Menschen unterhalten.“
Herr Fitzek, zu aller erst von mir und The CHAMP talks – Ihnen und Ihrer Lebensgefährtin als stolze Eltern – ganz herzliche Glückwünsche zu Ihrem Nachwuchs! Dies ist eine tolle Nachricht in aktuell unruhigen Zeiten. Als `frischgebackene´ Eltern sind die Nächte, vor allem in der Anfangszeit nach der Geburt eines Kindes, ja bekanntlich kurz. Bekommen Sie beide bereits wieder etwas mehr Schlaf? Und haben Sie als Autor das Verfassen Ihrer Texte bereits dem Tages-/Nacht-Rhythmus Ihres Kleinen angepasst?
Sebastian Fitzek: Ja, klar, das pendelt sich ja alles nach einer gewissen Zeit wieder ein.
Kommen wir zu einem Ihrer aktuellen Buchwerke `Der Heimweg´. Worum geht es in dem Werk?
Sebastian Fitzek: Die Idee zu dem Buch hatte ich, als mir eine Leserin von dem `Heimwegtelefon´ erzählte. Diese Institution gibt es wirklich. Wer sich abends auf der Straße unsicher fühlt, ruft dort an und wird am Telefon nach Hause begleitet. In `Der Heimweg´ sitzt mein Protagonist Jules Tannberg nun an einem solchen Begleittelefon. Er hatte hier aber noch nie eine lebensgefährliche Situation erlebt, bis er mit Klara spricht. Die junge Frau glaubt, von einem Mann verfolgt zu werden, der sie schon einmal überfallen hat und der mit Blut ein Datum auf ihre Schlafzimmerwand malte: Ihrem Todestag! Und dieser Tag bricht in nicht einmal zwei Stunden an…! – Die Leserinnen und Leser können sich bei dem Roman somit erneut auf eine spannende Story freuen.
Sie gelten als der `Rockstar der Literatur`, der als Bestseller-Autor gerne auch mal mit dem Tourbus auf Lesereise fährt. Jedoch sind Sie trotz aller Erfolge stets fan-nah und bodenständig geblieben. Ist dies – neben Ihren spannenden Geschichten – das Geheimnis Ihres Erfolges?
Sebastian Fitzek: Ich liebe den Kontakt mit Menschen und vor allem mit meinen Leser:innen. Oftmals inspirieren sie mich zu neuen Geschichten wie eben zum Beispiel beim genannten `Der Heimweg´. Ich lege viel Wert auf ihr Feedback und erfahre so oft, wie sie zum Lesen kommen oder andere dazu motivieren. Das ist mir sehr wichtig.
„Ich mache keine Lesungen, bei denen der Autor vorne sitzt und sein eigenes Buch vorliest. Das sollen ja im besten Fall die Leserinnen und Leser selbst tun.“
Bei Ihren Buchvorstellungen scheuen Sie sich nicht, ungewöhnliche Wege zu gehen, um die klassische Buch-Lesung durch die Auswahl ungewöhnlicher Locations wie zum Beispiel Zahnarztpraxen oder mit musikalischer Untermalung für Ihre Leserschaft zu einem Gesamterlebnis zu machen. Reizt es Sie, die Grenzen des `klassischen´ Buch-Vorlesens auch mal aufbrechen zu können, damit Ihre Fans und Leserinnen mit allen Sinnen Ihre Bücher erleben können?
Sebastian Fitzek: Ich will immer Menschen unterhalten. Ich mache daher keine Lesungen, bei denen der Autor vorne sitzt und sein eigenes Buch vorliest. Das sollen ja im besten Fall die Leserinnen und Leser selbst tun (schmunzelt).
Eine in der Vergangenheit von Ihnen mit initiierte, unkonventionelle und doch zukunftsweisende Aktion war die eines `interaktiven Romans´. Hierbei konnten Ihre Fans in einem festgesetzten Zeitraum über soziale Medien gemeinsam mit Ihnen die Handlung Ihres später als kostenfreies E-Book veröffentlichten Romans `Das Profil´ mitbestimmen.
Was meinen Sie; werden interaktive und digitale Buchkonzepte wie zum Beispiel E-Books das klassische, gedruckte Buch irgendwann zur Gänze ersetzen?
Sebastian Fitzek: Das glaube ich nicht. Es wird hoffentlich immer beides geben.
Letztes Jahr haben Sie ein weiteres Projekt angeregt und mit anderen namhaften Autoren umgesetzt; die Veröffentlichung einer Kurzgeschichtensammlung, dessen Erlös dem finanziell gebeutelten Buchhandel zu Gute kommt. Wie kam es zu dieser Idee, um den Buchhandel zu unterstützen?
Sebastian Fitzek: Es war während des ersten Lockdowns und ich dachte, wann wenn nicht jetzt ist die Zeit für ein solches Projekt, gemeinsam mit den Leserinnen und Lesern ein Buch zu schreiben. Wir hatten alle eben mehr Zeit und der Buchhandel brauchte dringend Unterstützung. So war die Idee hierzu geboren und wir konnten das Projekt in die Tat umsetzen.
„Ich rate allen Eltern, sich vor der Geburt zu erkundigen, ob die Klinik in der sie ihr Kind zur Welt bringen wollen, eine Neonatalstation hat.“
Ehrenamtlich engagieren Sie sich seit Jahren als Schirmherr für den Verein `Das frühgeborene Kind´, eine Herzensangelegenheit. Was würden Sie Eltern von `Frühchen´ gerne mit auf ihren Weg geben, um die anfangs unruhige und schwierige Zeit gemeinsam als Familie zu meistern?
Sebastian Fitzek: Ich rate allen Eltern, sich vor der Geburt zu erkundigen, ob die Klinik in der sie ihr Kind zur Welt bringen wollen, eine Neonatalstation hat. Bei uns war das Gott sei Dank so, aber das war ein großes Glück. Ich würde das niemals mehr dem Zufall überlassen.
Sie haben uns im Frühjahr überrascht mit Ihrem ersten `Kein Thriller´. Wie kam es dazu?
Sebastian Fitzek: Wir lebten ja schon in einer schlimmen Zeit während der Pandemie, in einem regelrechten `Real-Thriller´. Da konnte ich nicht noch einen fiktiven schreiben. Ich wollte die Leserinnen und Leser hiermit lieber zum Lachen bringen und erinnerte mich daran, dass ich schon mal etwas in der Richtung angefangen hatte. So ist `Der erste letzte Tag´ entstanden, ein Roadtrip mit zwei sehr skurrilen Protagonisten.
„Fünfzehn namhafte Musikkünstler haben Songs für `Playlist´ eingespielt, die Einfluss auf die Romanhandlung haben und umgekehrt. „
Ihr aktuell veröffentlichtes Werk trägt den Titel `Playlist´. Was erwartet uns bei diesem neuen Buch, zu dem es sogar als Special eine zusätzliche `Playlist´-Musikversion gibt?
Sebastian Fitzek: Ich habe einen Real Fiction-Thriller geschrieben. Das heißt, hier verschwimmen Realität und Fiktion vollkommen miteinander. Fünfzehn namhafte Musikkünstler wie zum Beispiel Silbermond, Tim Bendzko, Joris, Beth Ditto, Cool Savage und weitere haben Songs für `Playlist´ eingespielt, die Einfluss auf die Romanhandlung haben und umgekehrt. Das ist eine große Kooperation mit Sony. Zudem wird es die Fans des Thrillers `Augensammler´ freuen, dass es in `Playlist´ ein Wiedersehen mit den Protagonisten `Alina Gregoriev und Alexander Zorbach´ geben wird.
Zum Schluss eine persönliche Frage: ausgewählte Werke Ihrer Psychothriller wurden bereits verfilmt oder waren die Grundlage für Theater-Adaptionen. Macht es Sie als Autor persönlich stolz, wenn Sie die von Ihnen erzählten, spannenden Geschichten auch auf der Kinoleinwand, im TV oder der Theaterbühne erleben?
Sebastian Fitzek: Ja, das ist wirklich besonders toll, wenn die literarischen Babys anfangen `zu laufen´ (lacht).
Herzlichen Dank für das Interview, Herr Fitzek!
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Interview: Andreas Detert | Fotos: Sebastian Fitzek, Marcus Hoehn, Gene Glover, Droemer Knaur Verlag